verdankt seine
Existenz einem beharrlichen Utopisten
Aus : „Die Zeit“
1997 Nr.5
siehe Beitrag Nr.
77, Nr. 82, Nr. 86 und Nr. 94
.......Während er dort schwitzt und schuftet, kommt ihm der
Gedanke, wie den Wanderdünen vielleicht doch Einhalt zu gebieten sei:
Vielleicht könnte es ratsam sein, zuerst Gräser anzupflanzen, um so die
aufgeschüttete Erde zu binden.
Voller Enthusiasmus bestellt er Strandhafer aus
Deutschland. In einer Mulde legt er ein Versuchsfeld an: Es gedeiht. Er lässt
mehr Samen aus Deutschland kommen, sät
mehr Gräser an und kann bald zum ersten Mal erfolgreich Pinien, Eukalyptus,
Ulmen und Akazien anpflanzen.
Im Jahr 1937 sieht es so aus, als habe er, Carlos
Gesell, die Wanderdünen bezwungen. Die Leute nennen ihn fortan den
"Verrückten der Dünen", ein Spitzname, den seine Tochter Rosemarie in
ihrer amüsanten Biographie später mit sanfter Ironie kolportiert.
Um der chronischen Geldknappheit zu entkommen, muss sich Don
Carlos dringend nach neuen Einkünften umsehen. Eine Schweinefarm scheitert am
Freiheitsdrang der Ferkel, die aus dem Gehege ausbrechen und die kostbaren
Strandgräser abfressen. Den daraufhin angeschafften Ziegen munden die jungen
Bäumchen am besten. Einzig Bienen verschmähen das Grün - allerdings ist mit
ihnen kein Geschäft zu machen.
Im Jahr 1940 kommen einige Hochseeangler aus Buenos Aires zur
Sommerfrische. Von Freunden hatten sie gehört, dass es vor den Dünen reiche
Fischgründe gäbe. Die Männer sind so begeistert von dem Aufenthalt, dass sie
ihren Gastgeber auf die Idee bringen, künftig mehr Touristen in seine Ödnis zu
locken, Touristen, die auf der Suche nach dem anderen, dem naturnahen Urlaub
sind.
Aber wie sollen diese Urlauber anreisen? Wo die Dünen
beginnen, verliert sich die Fahrspur nach wenigen Metern im Sand. Carlos Gesell
entwirft eine der Topographie perfekt angepasste Route, die sich durch die
Senken windet.
Die erste, bescheidene Pension in den Dünen tauft Don Carlos
1941 auf den Namen "Sommerschwalbe", ein poetisches Wort für die
Urlauber, die für ein paar Wochen einfliegen, um dann bald wieder abzureisen.
In einem Zeitungsinserat wirbt er für sein "Paradies der Einsamkeit",
das er in Erinnerung an den verstorbenen Vater nun Villa Silvio Gesell nennt.
Bald wird es vor allem im Kreis der Deutschstämmigen von Buenos Aires bekannt
und beliebt.....
Fortsetzung folgt.
Erste Erfolge 1937 |
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