Wandle,
wandle, holder Schimmer!
Wandle über
Flur und Au,
Gleitend, wie
ein kühner Schwimmer,
In des stillen
Meeres Blau.
Sanft im
Silberglanze schwebest
Du so still
durchs Wolkenmeer,
Und durch
deinen Blick belebest
Du die Gegend
rings umher.
Manchen
drücket schwerer Kummer,
Manchen lastet
Qual und Pein;
Doch du wiegst
in sanften Schlummer
Tröstend ihn,
voll Mitleid, ein.
Sanfter, als
die heiße Sonne,
Winkt dein
Schimmer Ruh und Freud,
Und erfüllt
mit süßer Wonne,
Tröstung und
Vergessenheit.
Hüllst in
dichtbewachsnen Lauben
Mit der
sanften Fantasie
Ganz den
Dichter; machst ihn glauben,
Seine Muse
weiche nie.
Und auch mich
hast du begeistert,
Der ich dir
dies Liedchen sang,
Meiner Seele
dich bemeistert,
Da mein Lied
sich aufwärts schwang!
Franz
Grillparzer (1791 - 1872), Wiener Hofkonzipist und Burgtheaterdichter
Foto: Karin
Eder