Freitag, 13. September 2013

104. Der verlorene Ring im Sand


 Fortsetzung von Nr. 103 Autofahrt am Strand 1951 

Nun will ich auch noch von einer anderen Episode berichten, die ein wenig aus dem Rahmen des Üblichen fällt. 

 Wir waren schon einige Tage in Villa Gesell, machten jeden Abend einen kleinen asadito (Grill), tranken ordentlich und ließen im Übrigen den lieben Gott einen guten Mann sein. 

 Eines Nachts beschlossen wir, mein Freund und ich, vor dem Schlafengehen ein "chapuzon" (Bad) im Meer zu nehmen, um dem genossenen Alkohol ein wenig entgegen zu wirken. 

 Wir kamen ans Meer und, kaum zu glauben, das Meer brannte!!! (Für Betrunkene natürlich, denn es handelte sich um Meeresleuchten!) 

 Was machen zwei mehr oder weniger alkoholisierte Jünglinge in Anbetracht des brennenden Meeres? Sie ergreifen Vorsichtsmaßnahmen, richtig! Das soll man so machen! Aber was für Vorsichtsmaßnahmen? Gute Frage! Einer von uns meinte, es sei gefährlich, mit einem goldenen Ring in das brennende Meer zu steigen! Denn ich trug einen mit dem Familienwappen meiner Mutter am Finger. Der andere war der gleichen Meinung und hocherfreut, weil wir die richtige Lösung gefunden hatten, wurde der Ring ausgezogen und nachts um 2 Uhr in den Sand gelegt. 

 Wir gingen ins Meer und wurden von den Wellen ordentlich herumgeworfen, kamen irgendwo wieder heraus und mussten nun unsere Sachen sammeln. 

 Wo war der Ring? Was machen Besoffene, wenn sie nachts um 2 Uhr am Strand im Sand einen goldenen Ring suchen? Sie zünden Streichhölzer an, richtig! So wurde also gesucht, man sah überall brennende Streichhölzer, die natürlich bei dem Wind sofort ausgingen. 

 Nun kommt aber das Unglaubliche, der Ring wurde gefunden! Wie, das wissen die Götter! Es ist keine Frage, Betrunkene haben einen "dios aparte, el dios de los mamados“ (einen besonderen Gott, den Gott der Trunkenen)! 

Ich steckte meinen Ring wieder an den Finger, als wäre es die natürlichste Sache der Welt und ab ging es zum Schlafen. 

 Am nächsten Morgen wurde uns klar, was wir angerichtet hatten! Glück ist schon kein Wort mehr dafür. Den Ring habe ich heute noch! 

 Nach ungefähr einer Woche ging es dann weiter nach Mar del Plata, dort blieben wir noch zwei Tage und besuchten natürlich auch das Casino. 
Nie werde ich den Anblick der Spielsäle vergessen, die ich von früher in Erinnerung hatte: Das fein angezogene Publikum, viele Damen in langen Kleidern… 
Jetzt unter der Regierung von General Peron konnte jeder so ins Casino gehen, wie er wollte, einige sah man sogar in Alpargatas (Stoffschuhen). 

Ja, mit dem alten Argentinien war es zu Ende! 
Anschließend fuhren wir über Balcarce und Tandil zurück nach Buenos Aires.

  Alfredo P.



Meeresleuchten












Zeichnung: Gerda S.



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