Mittwoch, 11. September 2013

103. Autofahrt am Strand 1951





Am 1.1.1951,  morgens um 11 Uhr in Buenos Aires,  zerre ich meinen Freund aus dem Bett, um ihn in meinen Ford A Modell 1928 (Voiturette) zu verfrachten. Der Kerl hatte sich in der Neujahrsnacht krumm und lahm gesoffen und war zu nichts zu gebrauchen.

Wir hatten die Absicht,  mit meinem „cachirulo“ (Auto) eine Reise an die Küste zu unternehmen, oder auch nach Sonstwo, wo es uns nun gerade hinführen würde. 

Also ging es los und wir zuckelten  ganz friedlich mit unserem Ford A so langsam durch La Plata, nachher  nach Magdalena, und als die Sonne unterging,  machten wir am Wegesrand halt,  um zu übernachten. Mein Freund war halbwegs zu den Lebenden zurückgekehrt, aber kaum fähig irgendetwas zu tun.


Wir bauten unser Zelt auf, ein Sonnenzelt,  also die guckten die Beine vorne heraus). Vorher  machte ich einen kleinen „asadito“ (Grill), und wir legten uns schlafen.
Es war ein einmaliges Erlebnis, am Straßenrand unter den Sternen, die Nacht in der Pampa. Das werde ich nie vergessen….

Am nächsten Tag wurde zuerst, wie üblich,  „mate“ (Mate-Tee) getrunken, und weiter ging die Reise, alles auf Erdstraßen natürlich, aber dafür war ja der Ford A besonders geeignet.

Wir kamen nach Grl. Lavalle, wo wir zu Mittag aßen, und dann ging es  zwischen Wasserstellen über miserable Wege nach San Clemente.
Damals waren da nicht mehr als ein paar Häuser ohne Bäume, aber mit einem kleinen Hotel, in dem wir übernachteten. Dort blieben wir zwei Tage, weil es uns gut gefiel. Mein Freund faselte ständig von seiner „novia“ (Braut) und schrieb ihr endlose Liebesbriefe im Sand am Strand.

Die Hotelbesitzer rieten uns, als wir unsere Absicht äußerten, nach Villa Gesell weiter zu fahren, nicht auf den miserablen Erdwegen über Madariaga zu reisen, sondern kurzerhand den Strand bei Ebbe zu nehmen. Sie sagten uns, wir würden auf dem harten Sand direkt am Meer eine wunderbare Fahrt machen, und wir nahmen den guten Rat erfreut an.

So wurde mit der Hilfe etlicher Nachbarn der Ford A durch den weichen Sand ans Meer geschubst, und los ging es mit voller Fahrt, 60  Stundenkilometer, mehr ging nicht, aber auf dem nassen harten Sand war es eine Gloria!

Ohne Probleme kamen wir nach einigen Stunden erst nach Pinamar und dann nach Villa Gesell, wo wir mit großem Jubel und als "bichos raros" (komische Wesen) empfangen wurden. 

Wieder kamen viele Einheimische  und auch einige Touristen und halfen uns, den Ford A durch den Sand zu schieben. An der jetzigen Straße 105 kamen wir wieder auf festen Boden, dort stand damals schon das Hotel „Atlántico“.  Und hier, ganz in der Nähe von meinem jetzigen Haus, schlugen wir unser Zelt auf und verbrachten wunderschöne Tage.

Ein anderer Freund von uns, damals  Angestellter im Landwirtschafts-Ministerium in Buenos Aires, der dafür mit einem kleinen Piper-Flugzeug Erkundigungsflüge machte, nahm sich seinen Apparat und flog (ohne Erlaubnis natürlich) zum Wochenende nach Villa Gesell. Und landete wo?  Am Strand!  Er machte seinen Piper mit Stangen im Sand fest, gegenüber vom Haus von Carlos Gesell.

Niemand regte sich darüber auf, Don Carlos am wenigsten. Der Strand war jetzt Landepiste!
Natürlich wurde ausgiebig gefeiert und am Montag ging der fliegende Freund wieder an seine Arbeit…… 

Fortsetzung folgt

Alfredo P

Zeichnung: Gerda S.

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