Samstag, 8. Juni 2013

43. Unsere Ruth Goldschmidt


Ruth hatte zusammen mit ihrem Mann, Rodolfo, ein wunderschönes Haus in Mar de las Pampas. Das liegt einige Kilometer weiter im Süden, gehört aber noch zu Villa Gesell.

Ruthi, wir nannte sie so, weil es noch eine andere Ruth bei uns gab, war nur die Sommermonate hier, kam aber trotz des weiten Weges immer pünktlich mit ihrem Wagen aus Mar de las Pampas zu unseren wöchentlichen Treffen.
Wir mochten sie alle sehr gern, weil sie stets freundlich und bescheiden war und immer gute Laune hatte. 

Darf ich eine kleine Anekdote von ihr erzählen?

Wie auch einige andere aus unserem Kreis war sie schwerhörig, was man aber bei ihr kaum merkte, weil sie sehr gute Hörgeräte trug.
Als wir wieder einmal draußen eines unserer Lieder schlecht und recht sangen, piepte es plötzlich laut und vernehmlich in unserem Kreis. Alle schauten sich um, denn schon öfter haben uns die Singvögel, besonders die hier sehr verbreiteten „musicos“ (eine Sperlingsart), beim Singen übertönen wollen, aber das war anders. Es piepte nur, laut und vernehmlich. 
Plötzlich verschwand unsere Ruthi und das Piepen hörte auf. 
Als sie zurück kam, entschuldigte sie sich mehrmals in ihrer rücksichtsvollen Art. Ihre Hörgeräte hätten sie beim Singen gestört, sie hätte sie herausgenommen und in den Händen gehalten. Aus irgendwelchen physikalischen Gründen fingen sie laut an zu piepen, was Ruthi aber dann selbst nicht hören konnte...
Wir haben natürlich alle zusammen laut gelacht.

Im vorigen Jahr ist Ruthi leider unerwartet gestorben.

Bei jedem Treffen singen wir Ruthis Lieblingslied und denken dabei an sie:

Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?
Sie fliehen vorbei wie nächtliche Schatten.
Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschießen.
Es bleibet dabei: die Gedanken sind frei!

Rosemarie W.




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