Mittwoch, 21. August 2013

93. Tante Lörchen und die Schwalbe


Siehe Beitrag Nr. 91

Vor vielen Jahren, 1937, als es Villa Gesell noch nicht gab, kam jeden Frühling ein kleiner Schwarm von Schwalben, um unter dem Wellblechdach des Hauses zu nisten, das nun schon lange unser Museum ist und damals noch allein inmitten der Wanderdünen stand. Im März sammelten sie sich dann zum Abflug nach Kalifornien.

Es muss etwa 20 Jahre später gewesen sein, wir wohnten da schon im großen Haus von Carlos Gesell, und Villa Gesell, mit seinen Bäumen um die Wette wachsend, sah fast schon so aussah, wie Alvaro De Benedetti es malte, da fand ich auf dem Weg vor unserm Haus drei Schwalben. Ich hob sie auf um sie zu begraben.

Seit Tagen wehte eisiger Südsturm, es war Winter. Wo kamen sie her?
Als ich sie in der Hand hielt merkte ich, dass eine noch lebte, so entkräftet, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. 
Ich brachte sie ins Haus und versuchte, sie in meinen Händen zu wärmen, aber sie brauchte Futter....

Ich brachte sie Tante Lörchen und ging auf Fliegenjagd im ganzen Haus. Damals gab es noch Stubenfliegen, sogar im Winter.

In Tante Lörchens Händen war die Schwalbe inzwischen zu sich gekommen, ich konnte ihr meine Beute in den Schnabel stecken und sie schluckte auch willig und wurde zusehends lebendiger.  Doch Fliegen fand ich keine mehr. 
Es gab ja aber andere Häuser!  Zuerst fing ich auch alle Fliegen im "Museum", wo damals die Verwaltung war und Milan Durbesic mit seiner Frau Poldi wohnte. 

Als unsere Schwalbe auch diese Fliegen eifrig geschluckt hatte, mußte ich einholen gehen: In der Avenida 5 zwischen 105 und 106 gab es einen Laden, wo es auch, wie ich wusste, reichlich Schwalbenfutter gab!  Alle dort jagten mit und wohl versehen für den Rest des Tages und den nächsten Morgen kam ich zurück.

Mit Tante Lörchen abwechselnd hielten wir unser Schwälbchen fest und warm zwischen unseren Händen und als es dunkel wurde tat ich sie in eine Schachtel in den Schrank.

Als am nächsten Morgen dann alle Fliegen verzehrt waren und die Sonne schon wärmte, öffnete ich das Fenster und die Hände und wir sahen zu, wie unser Schützling wie ein Pfeil in der Ferne verschwand.


Sonja T.





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen