Mittwoch, 3. Juli 2013

68. Danka, eine Persönlichkeit


Danka war Polin und hatte ein Sommerhaus hier in Villa Gesell in unserer Nachbarschaft. Wir trafen uns öfter mal am Strand oder auf der Straße. Sie sprach Spanisch mit deutlich polnischem, und ich mit deutlich deutschem Akzent, trotzdem verstanden wir uns prächtig und unterhielten uns immer sehr lebhaft. 

Älter als ich, hatte sie während des Krieges in Polen unter der russischen, wie unter der deutschen Besatzung Schreckliches durchmachen müssen, aber immer wieder stellte sie fest, dass es für sie  „die Deutschen“, „die Polen“, „die Russen“ gar nicht gab, sondern nur Menschen, nette oder weniger nette, und wir verstanden uns so gut.

Sie war eine sehr gebildete Frau und ich amüsierte mich mehr als einmal, wenn sie unseren guten Freund Werner aus Königsberg, der, häufig bei uns zu Gast, gern mit seinen osteuropäischen Geschichtskenntnissen prahlte, stets klug und überlegen besser belehrte.

Da sie keinen Fernseher besaß, bat sie mich an dem denkwürdigen Tag, als der polnische Papst Argentinien besuchte, ob sie am Abend bei uns nur kurz die Nachrichten sehen könnte, denn sie hätte Besuch zu Hause.

Dieser Besuch war, wie sich dabei herausstellte, Isabel, die einzige Polin, die ich außer Danka in Argentinien auch kannte. 

Denn 1950 kurz nach unserer Ankunft in Buenos Aires wohnten mein Mann und ich ein paar Monate zusammen mit Isabel und ihrem Mann in einer gemeinsamen Wohnung in Floresta (Vorort von Buenos Aires). Die beiden waren nach den Kriegswirren aus England nach Argentinien verschlagen worden, ebenso wie wir aus Deutschland. Wir verstanden uns gut, allerdings sprachen wir damals jeweils paarweise oder zusammen verschiedene Sprachen: Polnisch, Deutsch, Französisch, Spanisch und auch, wenn es gar nicht anders ging, Englisch.

Natürlich gab es am nächsten Tag bei Danka ein großartiges Wiedersehen mit Isabel in Villa Gesell! Und dabei konnten wir uns natürlich im inzwischen gelernten Spanisch bestens unterhalten.

Danka starb vor einigen Jahren, hochbetagt und unvergessen! 

Rosemarie W.

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